Griechenland und der Euro

Ich sag es ja nicht gerne, aber es scheint, als würde Griechenland bald aus dem Euro aussteigen. Mal von der Plaudertasche Rösler abgesehen, der das schonmal offen anspricht und damit vorprescht, gibt es auch noch andere Anzeichen dafür: 

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sieht kaum noch Chancen für einen Erfolg des griechischen Reformprogramms und damit einen Verbleib des Landes in der Euro-Zone. “Ich bin mehr als skeptisch”, sagte Rösler am Sonntag in ARD-Sommerinterview. Für beängstigend hält er ein solches Szenario nach eigenem Bekunden nicht. “Für mich hat ein Austritt Griechenlands längst seinen Schrecken verloren”, so der Minister. Zunächst sei aber im Herbst der Bericht der Troika von Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) abzuwarten.

Allerdings sei er mehr als skeptisch, dass Athen die Auflagen erfüllen könne, sagte Rösler. “Wenn Griechenland seine Auflagen nicht mehr erfüllt, dann kann es keine weiteren Zahlungen geben.” Griechenland sei dann zahlungsunfähig, und vielleicht kämen die Griechen dann von selbst darauf auszutreten. Diejenigen, die Reformen und Auflagen nicht erfüllten, müssten entsprechende Konsequenzen akzeptieren.

Auch der IWF mag nicht mehr Geld nach Griechenland pumpen, weil das Land seine Auflagen nicht mehr erfüllen kann. Damit, so auch Rösler, ist das Land eigentlich bankrott. Um sinnvoll agieren zu können, wäre die Wiedereinführung der Drachme und damit das Verlassen der Euro-Zone sinnvoll. Die Auflagen waren offensichtlich so dermaßen daneben, daß das Land sich noch kaputter gespart hat als es ohnehin schon war. Die Arbeitslosigkeit ist bei schwindelerregenden >20%, also sehr schlechte Aussichten auf Besserung.

Wie dämlich die derzeitige Situation ist, sieht man übrigens auch daran, wie Griechenland trotz drohendem Ausstiegs des IWFs aus den Hilfen geholfen werden soll: 

Um Griechenland wenigstens über den Monat August zu helfen, könnte ein letztes Mal die EZB einspringen. Eigentlich müsste Athen am 20. August 3,8 Milliarden Euro an die Zentralbank zurückzahlen. Die Lösung könnte eine Art Kreislaufgeschäft sein, bei dem die Euro-Notenbanken selbst die Kreditablösung übernehmen: Der griechische Staat könnte neue kurzfristige Staatsanleihen herausgeben – sogenannte T-Bills – und sie an die griechischen Banken verkaufen. Diese wiederum reichen die Papiere bei der griechischen Notenbank ein – als Sicherheit für neue Nothilfen.

Ich glaube, keine Bank käme auf die Idee, einem privaten Schuldner einen solchen Deal anzubieten: die alten Schulden ablösen, indem man genau die gleichen Schulden wieder als Kredit aufnimmt. Bei Privatleuten wird zwar etwas ähnliches gemacht, indem man mehrere alte Kredite in einem neuen zusammenfaßt und im Idealfall weniger Zinsen zahlen muss, aber die Konstruktion, die in Griechenland geplant ist, ist ja anders. Hier werden die alten Schulden gar nicht durch einen neuen Kredit getilgt, sondern die neuen Kredite dienen lediglich als Sicherheit. Das heißt, daß Griechenland dann sowohl die alten Kredite als auch die neuen an der Backe hat.

Übrigens: bereits vor einem Jahr hatte ich kommentiert, daß es irrsinnig ist, in ein solch marodes System (gemeint ist das Finanzwesen, nicht Griechenland) immer neues Geld reinzupumpen. Aber die Politiker agieren lieber weiterhin nach bekannten Schema F und so wird uns das Thema Griechenland sicherlich noch lange Zeit begleiten und es wird nicht gelöst werden. Oder anders ausgedrückt: es kann eigentlich nur dadurch gelöst werden, daß Griechenland aus der Eurozone austritt oder aber durch den Kollaps der gesamten Eurozone. Bis dahin werden noch weitere Millarden sinnlos verbrannt. Ich rechne mit einem solchen Schritt Griechenlands übrigens binnen eines Jahres. Das wäre dann wieder einmal der Moment, wo man sagen kann: told you so! Aber mich fragt ja eh niemand… 😉

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