Es wird ja derzeit viel über einen schnellen Atomausstieg geredet und darüber, daß er ja so teuer sein wird, weil neue Leitungen her müssen. Angeblich, weil die großen Windkraftparks im Norden der Republik stehen und die Verbraucher im Süden. Deshalb braucht es unbedingt neue Leitungen. Nur, was ich nicht so ganz verstehe: wenn nun, nach Darstellung der Energiewirtschaft, das ganze von den Füßen auf den Kopf gestellt wird, weil bisher der Großteil des Stroms aus den süddeutschen Kernkraftwerken kam, dann sollten doch schon Stromleitung von Süd nach Nord existieren, um den Strom auch in die entgegengesetzte Richtung zu transportieren, oder nicht? Einem Stromkabel sollte es doch eigentlich egal sein, ob es von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord durchflossen wird. Oder entgeht mir da was in meinem Denken?
Sicherlich. Es wird neue Leitungen geben müssen. Zum einen von den Windparks zu den großen Nord-Süd-Verbindungen. Aber ich glaube, der Großteil der Kosten, die die Energiewirtschaft nun anführt, sind einfach Kosten für die normale Erneuerung von Stromtrassen, die eigentlich überfällig sind. Vor ein paar Jahren gab es im Münsterland ja umgeknickte Strommasten, weil zu viel Schnee und Eis auf den Leitungen lag. Die maroden Masten haben das nicht mehr halten können, weil die Stromversorger in ihrem Gewinnstreben lieber an der Wartung gespart haben.
Wenn nun also EnBW, RWE, Vattenfall und Eon behaupt, daß die Kosten so hoch seien, weil neue Leitungen gebaut werden müssen, sollte man schon genauer hinschauen und hinterfragen, ob das nicht einfach Kosten für Leitungserneuerungen sind? An deren Stelle würde ich ja nun auch meine normalen Kosten auf dieses neue "Projekt" umlegen wollen. Was ich nicht aus meinem normalen Budget zahlen muss, sondern den Kunden aufgrund des gewünschten Wandels als zusätzliche Stromkosten prima verkaufen kann, hab ich an zusätzlichen Gewinnen in meiner Tasche.
Und was das Problem mit den Stromspeichern angeht: ja, die Energiewende braucht natürlich irgendwelche Stromspeicher, weil Wind und Sonne auch mal nicht in ausreichendem Masse vorhanden sein können. Andererseits haben wir sicherlich noch nicht das Potential von kleinen Flußkraftwerken ausgenutzt. Ein Fluß fließt immer und relativ konstant in eine Richtung (für gewöhnlich). Das kann man sich sicherlich in noch viel größerem Maße zu nutzen machen als es derzeit der Fall ist.
Was aber auch notwendig ist, ist eine Dezentralisierung der Stromerzeugung voranzutreiben. Damit meine ich nicht nur kleine Stadtwerke, sondern auch zu überlegen, ob wir fast das gesamte Stromnetz in die Hand von 4 Konzernen legen wollen? Ich halte die Privatisierung des Strommarktes für einen riesigen Fehler, der korrigiert werden sollte.
Dazu kommt, das diese
Dazu kommt, das diese “horrenden” Kosten auf 30 – 40 Jahre umgelegt werden können. Über die öffentliche Hand sogar noch länger. Damit verringern sich die tatsächlichen Kosten auf ein paar Cent pro Verbraucher pro Monat. Konzerne können natürlich nicht so weit im voraus kalkulieren und müssen ja auch noch eine nennenswerte Rendite daraus ziehen. Fazit: Daseinsvorsorge gehört nicht in die Hände von Profit orientierten Organisationen!
Naja, es ist ja nun wahrlich
Naja, es ist ja nun wahrlich nicht so, dass bisher alle Kraftwerke im Süden den Norden versorgt haben. Jede größere Region deckt ihren Strombedarf schon selbst. Der Süden brauch aufgrund seines wesentlich größeren industriellen Strombedarfs einfach mehr Energie. Und wenn diese nicht von altbewährten Kohle- und/oder Atomkraftwerken zur Verfügung gestellt wird, brauchts Alternativen. Und Windkraftanlagen lohnen sich nunmal eher im Norden, aber das muss ich dir bestimmt nicht erklären.
Für den Transport der Windenergie braucht es nun aber stärkere Leitungen, da man nie weiß, in welcher Intensität und Dauer die Windkraft zur Verfügung steht. Die bisherigen Netzkapazitäten, in denen man den Stromfluss zudem gut steuern konnte, sind dafür leider nicht ausgelegt. Die Auslastungen sind mit Windernergie deutlich höher und würden herkömmliche Netze überfordern. Eine größere Vernetzung und ein Neubau sind also unumgänglich.
An sich trotzdem eine lohnende Investition, wie ich finde. Nur sag das mal den vielen Bürgerinitiativen, die sich schon jetzt gegen den Ausbau von Stromnetzen und Windrädern wehren. Der Mensch ist eben nur solange Öko, bis er nicht selbst von den Auswirkungen der Umbaumaßnahmen betroffen ist…
Vielen Dank!
Ein sehr guter Artikel und tolle Kommentare, wir können da nur zustimmen. Ein Ausbau der Netze ist notwendig, um eine unabhängigere Versorgung sicherzustellen. Natürlich entstehen dabei auch Schäden an der Umwelt, wie es bei jedem Bauvorhaben der Falls ist. Aber was steht dem gegenüber? AKWs und KKWs verschandeln die Umgebung nicht nur, sie sind gefährlich, der Abbau und die Aufbereitung des Urans und der Kohle zerstören die Umwelt doch vielmehr! Hinzu kommt die zweifelhafte “Zwischen- und Endlagerung” des anfallenden Abfalls, was, wie wir alle wissen, ein echtes Problem ist. Vielen Dank also für die Auseinandersetzung mit diesen Thema!
Beste Grüße aus Bremen sendet die Bremer Energieberatung enerpremium