Strukturkonzept Warnemünde – von Toiletten und Mülldeponien

Die Internet-Zeitung “das-ist-rostock.de” berichtet über die nächsten Bauvorhaben innerhalb des Strukturkonzeptes bzw. der Neugestaltung Warnemündes. Dazu gehört ja nun auch das hochtrabend genannte “Nord-Kreuz” am Ortseingang, also die neu gestaltete S-Bahn-Haltestelle “Warnemünde Werft” und die Bahnquerung mittels einer Brücke. Wie Frank Schlößer im Artikel berichtet, betrachtet die Hansestadt Rostock das Verrichten einer Notdurft unter ökonomischen Gesichtspunkten: 

Die öffentliche Toilette am neuen Nordkreuz in Warnemünde wird wahrscheinlich nicht gebaut: Die Wirtschaftsausschuss hat die Errichtung am ÖPNV-Verknüpfungspunkt abgelehnt. Der Ortsbeirat Warnemünde hatte diesen Vorschlag eingebracht. Gründe für die Ablehnung sind Erfahrungswerte mit Toiletten an ähnlichen Punkten – sie würden so gut wie gar nicht frequentiert und verursachten nur Kosten für Wasser, Energie und Reinigung. Eine ähnliche Toilette an der S-Bahn-Haltestelle Parkstraße sei abgebaut worden, weil sie keine Einnahmen generierte.

Ich weiß ja nicht. In meinem Verständnis von kommunalen Aufgaben gehört irgendwie auch, daß eine Grundversorgung gewährleistet werden muss. Es mag ein wirrer Gedanke von mir sein, daß ich auch das Verrichten eines großen oder kleinen Geschäftes nicht unbedingt als ein gewinnorientiertes Geschäft, das rentabel sein muss, betrachte, sondern dies in die Kategorie Grundversorgung einordne. Aber die Stadt scheint da wohl andere Maßstäbe anzulegen und lieber das Wildurinieren ahnden zu wollen, was sich dann zwangsläufig ergeben wird. Ob das nun ein geringeres öffentliches Ärgernis darstellt, wird leider im Artikel nicht berichtet.

Darüberhinaus berichtet Schlößer aber auch davon, daß das Thema Caravan-Stellplatz am Weidenweg wohl nun weitestgehend durch ist und gebaut werden soll: 

Thema im Wirtschaftsausschuss war außerdem der geplante Wohnmobilplatz im Weidenweg auf der ehemaligen Deponie. Der Chef des Stadtplanungsamtes, Ralph Müller, legte dar, dass die 590 Garagen auf dem Gelände vor der Deponie stehenbleiben werden. Mindestens bis 2020 könne man den Bestandsschutz gewährleisten und im Bedarfsfall durch Beschluss der Bürgerschaft auch verlängern. Frühestens mit Beginn des Jahres 2021 könne man aber auch Baurecht für ein Gewerbegebiet schaffen. Falls es dafür Bedarf gäbe, würde man sich rechtzeitig mit dem Garagenverein einigen. “Bisher gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass am 1. Januar 2021 die erste Garage abgerissen würde”, sagte Müller. “In Warnemünde sind andere Flächen zu entwickeln.”

Auf der Deponie hinter dem Garagenkomplex könne durchaus ein Platz für Wohnmobile eingerichtet werden. Die Gutachten besagten, dass die Deponie, die bis 1976 bewirtschaftet  und danach als illegaler Schuttplatz “weiterbetrieben” wurde, im Jahre 2005 fachgerecht verschlossen wurde. Auch diese Vorlage über das “Sondergebiet Wohnmobilplatz” wurde zum endgültigen Beschluss an die Bürgerschaft einstimmig verabschiedet. 


Ich halte das ja für kontraproduktiv, in einem relativ renommierten Seebad wie Warnemünde, das in wesentlichen von Tourismus lebt, ausgerechnet Touristen auf einer ehemaligen Mülldeponie unterzubringen, bei der es im Sommer zudem entsprechend müffeln soll. Da halte ich den Plan eines lokalen Investors dann doch für weitaus sinnvoller, diese Fläche für eine Solaranlage zu verwenden. Hiermit könnte man auch entsprechend werben, wie umweltfreundlich und fortschrittlich Warnemünde doch ist. Aber die Chance ist wohl vergeigt.

Ebenso erschreckend und widersinnig erscheint mir das Vorhaben, ab 2021 in dem Bereich Weidenweg ein Gewerbegebiet ansiedeln zu wollen. Warnemünde ist ein touristisches Oberzentrum, aber kein Industriezentrum. Zumal es innerhalb und außerhalb Warnemündes genügend Gewerbeflächen gibt, die genutzt werden könnten. So sieht die Werft seit Jahren hin und anstatt dort zu akzeptieren, daß die Werft in Grunde schon tot ist und eine alternative Nutzung zu entwickeln, wie es zum Beispiel in meiner Heimatstadt Georgsmarienhütte mit dem ehemaligen Klöckner Stahlwerk geschehen ist, baut man lieber auf der grünen Wiese inmitten eines Wohngebiets ein neues Industriegebiet, das bedeutend mehr Verkehr für den Ort bringen würde. Von Erholung im Urlaub kann dann vermutlich noch weniger für diejenigen Urlauber die Rede sein, die ihre Quartiere entlang der Parkstraße oder anderer Hauptverkehrsstraßen haben. Statt den Ortskern von Warnemünde mit einer längst geplanten Umgehungsstraße zu entlasten, soll nun also noch mehr Verkehr durch den Ort geschleust werden.

Verrückte Welt.

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