Unruhen in Groß-Britannien

Seit Tagen gibt es Unruhen in Groß-Britannien, nachdem Mark Duggan von der Polizei erschossen wurde, wie nun eine Untersuchung ergab. Die Polizei hatte anfangs behauptet, daß Duggan zuerst geschossen hätte. Pikantes Detail: 

Laut der ersten Darstellung der Polizei feuerte Duggan zuerst auf die Polizei, ein Beamter überlebte angeblich nur durch Glück, weil die Kugel von seinem Funkgerät aufgehalten wurde. Der "Guardian" berichtete jedoch, dass die Kugel im Funkgerät aus einer Polizeiwaffe stammen soll.

War also ein Agent Provocateur am Werk? Vermutlich wird man das niemals herausfinden. Aber die Ausschreitungen in Toddenham, London und anderen Städten offenbaren wohl auch die große Kluft zwischen Arm und Reich, die hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und die damit verbundene Perspektivlosigkeit.

Wer aber nun denkt, daß es in Groß-Britannien auch zu einer ähnlichen Revolution wie in Tunesien kommen könnte, wird wohl enttäuscht werden. Zum einen waren die Zustände in Tunesien noch schlimmer, zum anderen ist die Qualität der Proteste ja unterschiedlich. Während in Tunesien und Ägypten weitestgehend friedlich gegen das Regime protestiert wurde, sind die Unruhen in Groß-Britannien von Gewalt geprägt. Dies ist nun aber ungeeignet, daß sich andere Gruppen mit den Demonstranten solidarisieren.

Interessant dürfte auch noch werden, wie die Staatsmacht, nachdem sie erst einen überrumpelten Eindruck machte, surückschlagen wird. Feststehen dürfte auf jeden Fall, daß die Aufnahmen der Überwachungskameras auch im Nachinein noch für sehr viele Festnahmen und Anklagen führen dürfte. Das werden wohl auch die Protestierenden mitbekommen und ich denke, es ist eine Frage der Zeit, bis diese dann auch gegen die Überwachungskameras vorgehen werden

Gewalt und Plünderungen sind keine Lösung, aber Überwachungskameras verhindern auch kein Verbrechen. Anstatt die Jugendlichen im Nachgang dann zu verhaften, täte die Politik gut daran, die Ursachen für den aufgestauten Frust zu beseitigen. Ansonsten besteht die Gefahr, daß es mittel- bis langfristig dann doch noch zu einem großen Knall in Groß-Britannien kommen könnte.

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