Letzte Woche hat Google mal wieder etwas Neues vorgestellt: Buzz. Dabei handelt es sich, wie Heise schreibt, um eine Erweiterung von GMail:
Buzz ist ein in den Maildienst integrierter Twitter-Klon, in den sich Inhalte aus anderen Google-Diensten wie Picasa und YouTube problemlos einbinden lassen sollen. Neue Nachrichten fließen in Echtzeit in die Mail-Inbox des Nutzers ein, erklärte Entwickler Todd Jackson am Dienstag am Google-Stammsitz in Mountain View (US-Bundesstaat Kalifornien).
Buzz soll zudem im Gesumme der Masse die für den Nutzer interessante Inhalte finden und vorschlagen. Darüber hinaus kann Buzz die Ortungsdaten aus GPS-Smartphones nutzen. Für Android gibt es eine eigene Buzz-Anwendung, der eigene Standort lässt sich auch direkt von der Startseite der Mobil-Suchmaschine “buzzen”. Auch wird das neue Nachrichtentool in die Ortsbeschreibungen von Mobile Maps integriert.
Google verknüpft also zahlreiche Datenquellen. Daß dies nicht ohne ist, musste auch Google nun einsehen, wie Christian Stöcker auf Spiegel Online berichtet:
Ein zentraler Kritikpunkt, der schon kurz nach dem Buzz-Start für einige Empörung sorgte: Der Dienst entschied erstmal selbst, mit wem seine Nutzer wohl befreundet waren. Google-typisch wurde ein Algorithmus bemüht, um aus einem Datenwust Informationen zu extrahieren – eine krasse Fehlentscheidung, wie sich nun zeigt. Und nicht nur das: Der Dienst teilte diese Einschätzung über den mutmaßlichen Freundeskreis auch jedem mit, der sich dafür interessierte.
Das ist natürlich ein ziemliches Unding in Sachen Datenschutz und Schutz der Privatsphäre, da der Nutzer keine Möglichkeit hatte, diese Datenpreisgabe zu limitieren. Google hat insofern auch schnell nachgebessert. Stöcker schildert noch andere Probleme und Beispiele in seinem Artikel, aber das kann ja jeder selbst dort nachlesen.
Mir geht es vielmehr darum, daß dies ein sehr schönes Beispiel darüber ist, was Google alles über einen weiß und wie sie es vernetzen und interpretieren können – und wie es manchmal zu falschen Ergebnissen führt. Google weiß viel über die Nutzer seiner Dienste. Ich bin sowieso kein Freund von Googles Dienste und meide sie soweit wie möglich. Insofern kann ich die Auffassung meines Blogger-Kollegen Oliver auch nicht teilen, der als Early-Adopter natürlich auch Google Buzz voller Begeisterung ausprobiert. Mag sein, daß Buzz ein nettes Spielzeug und faszinierend ist, aber letztendlich gibt man Google damit noch mehr seiner persönlichen Daten preis. Einem Unternehmen, das sein Geld damit verdient, Unmengen von Daten quasi sämtlicher Nutzer des Internets zu sammeln, zu verarbeiten und in bare Münze über Werbung zu verwandeln. Ein Unternehmen, daß entscheidet, was im Internet gefunden wird und was nicht. Einem Unternehmen, daß de facto nahezu ein Informations- und Wissensmonopol besitzt.
Und diesem Unternehmen soll ich freiwillig noch mehr Daten über mich und meine Freunde, Beziehungen und Geschäftspartner geben? Da sehe ich absolut keine Veranlassung für, sondern im Gegenteil sehe ich Buzz nur als weiteren Grund, die Dienste von Google noch stärker zu meiden als ohnehin schon.
Im Grunde hat Google in etwa die Position, die MicroSoft bei den Betriebssystemen hatte, nur ist das Monopol bei Google schwieriger greifbar, da es sich um Informationen handelt. Die mögen zwar auch ohne Google vorhanden sein, aber da “googlen” bereits schon im Duden als ein Synonym für die Suche im Internet ist, kann man sagen, daß etwas quasi nicht existiert, wenn es nicht von Google gefunden wird und in seinem Index enthalten ist. Bekommt Google nun noch mehr Macht über Informationen, zum Beispiel indem die User weitere persönliche Daten mittels Buzz bis hin zu ihrem aktuellen Aufenthaltsort über das im Handy eingebaute GPS preisgeben, stärkt dies natürlich auch das Informationsmonopol Googles. Von Seiten Googles ist dies natürlich so gewünscht, daß der User stärker und umfassender an ihre Dienste gebunden wird, aber es kann nicht im langfristigen Sinne der Netznutzer sein, wenn ein einziges Unternehmen eine so herausragende Stellung im Netz einnimmt. Aus diesem Grund wäre es nur folgerichtig, wenn in nächster Zeit ein Monopolverfahren gegen Google eröffnet und die Aufspaltung Googles in einen Such- und in einen Konzern für Internetanwendungen gefordert werden würde. Eigentlich wäre dies nur konsequent, aber – wie schon erwähnt – dürfte es schwierig sein, Google eine marktbeherrschende Stellung nachzuweisen. Im Gegensatz zu Betriebssystemen lässt sich der Markt nur schwer fassen. Und wer soll klagen? Yahoo? Oder MicroSoft?
Bis dahin heißt es also selber Verantwortung übernehmen und seine Daten nicht allzu leichtfertig einem Unternehmen preiszugeben, bei dem man weder weiß, was es alles mit den Daten macht, noch zukünftig damit vorhaben wird.