Schwarz-Gelbe Planspiele statt einer besseren Politik

Via IRC wurde ich von aragon auf einen durchaus interessanten Artikel bei der Morgenpost über die Piratenpartei aufmerksam gemacht. Das ist allein schon aus zweierlei Gründen interessant: zum einen aufgrund des Inhalts und zum anderen deshalb, weil die Bundestagswahl bereits fast einen Monat her ist und die Presse sich trotzdem noch mit der Piratenpartei auseinandersetzt. Aber zum Inhalt… Hajo Schumacher schreibt in seinem Artikel:

Ob die Piratenpartei wirklich nur monothematisch mit der grenzenlosen Freiheit im Internet punktete oder vielmehr eine ganz neue Haltung zu Individuum, Staat und Gesellschaft repräsentiert, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Allen Etablierten haben die Piraten immerhin eines voraus: Sie werden als cool wahrgenommen, nicht so dinkelig wie die Grünen, nicht so beamtig wie die Union, nicht so verschrocken wie die SPD und nicht so verwirrt wie die Linken.

Damit fasst Schumacher eigentlich ganz gut das derzeitige Parteienspektrum zusammen und erklärt auch, warum die Piratenpartei so einen Zulauf haben könnten. Aber Schumacher schreibt auch:

Die entscheidende Zukunftsfrage lautet: Bedeutet der Piraten-Trend nur eine kleine lifestylige Gedankenflucht, die Wildheit der Doppelhaushälfte, die sich in Klamotten, Symbolen, Attitüden und dem Opel Corsa erschöpft? Oder wächst zwischen W-Lan, Elitenskepsis und immer tiefer klaffenden gesellschaftlichen Gräben eine neue politische Kraft heran, verwandt jenem uramerikanischen Geist, der alles Staatliche, jede Kontrolle und Gängelung notfalls mit Waffengewalt in Schach zu halten versucht?

Entwickelt die Piratenflagge die Bindekraft, um Menschen zusammenzubringen, die an Kirche, Gewerkschaft und Partei nicht mehr glauben? Keine Frage, das Wählerpotenzial ist gewaltig. Aber gibt es einen gemeinsamen Kurs, eine Insel, akzeptierte Anführer? Oder wird gerade das Offene, Unfertige zum Inhalt, das Projekt als Leitstruktur der Gegenwart.

Wie keine andere Partei haben die Piraten die Chance, einen emotionalen Überbau zu bieten, jene geheimnisvolle Kraft, die Herzen zu entflammen, die der SPD so gründlich abhanden gekommen ist. Denn Pirat, das bedeutet Hoffnung statt Verzweiflung, wilde Reisen mit unbekanntem Ziel, Improvisation und am Ende auch rauschende siegestrunkene Parties; und moralisch ist natürlich alles tipptopp.

Hier spricht er von Chancen für die Piratenpartei, wobei man aber mitunter schon zweifeln kann, ob die Piraten sich dieser Chance bewußt sind, da sie sich häufig in irgendwelchen Belanglosigkeiten zu verlieren scheint. Derzeit wird z.B. auf der techtalk Mailingliste darüber diskutiert, wie man die heute stattfindende Land Rush Phase für zweistellige Domainnamen nutzen kann, um die Domain pp.de zu ergattern. Die Techtalk ML ist nun natürlich keine politische Mailingliste, aber die Diskussion ist schon dahingehend interessant, inwieweit bei der Piratenpartei Energie in Sachen hineingesteckt wird, die eigentlich belanglos sind.
Deshalb bin ich gespannt darauf, wie sich die Piratenpartei und ihre Politik im nächsten Jahr entwickeln und ob sie z.B. sich verstärkt auch in die Kommunalpolitik einbringen wird? Die Monheimer Partei Peto hat bereits vorgemacht, wie man kommunalpolitisch erfolgreich sein kann.

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