42 Tage

Wie ich bereits letztens geschrieben habe, bin ich mit der Versorgung mit Zeitungen hier im Nordosten nicht ganz zufrieden. Deswegen begrüße ich auch solche Medienblogs wie das Ostsee-Zeitung-Blog. Daß aber der Zeitungsmarkt nicht nur hier im Nordosten im Argen liegt, berichten sowohl Heise.de als auch Spiegel.de. Spiegel Online schreibt:

Der “Chronicle”, Auflage 339.000, ist die größte Zeitung der acht Millionen Einwohner umfassenden Metropolregion. Er ist nach der “L.A. Times” die zweitgrößte Tageszeitung an der Westküste und die zwölftgrößte Amerikas. 2008 hat der “Chronicle” jeden Monat mehr als eine Million Dollar verloren. Der Hearst-Verlag, dem die Zeitung gehört, erklärte, falls es keinen Ausweg aus dem Kostenstrudel gebe, “werden wir keine andere Wahl haben, als schnell einen Käufer für den ‘Chronicle’ zu finden oder ihn ganz einzustellen”.

Allein die Zahlen sind schon bemerkenswert: in einem Gebiet mit 8 Mio. Einwohnern hat die größte Zeitung gerade einmal eine Auflage von 339.000 Exemplaren. Das allein ist schon nicht gerade üppig, wie ich finde. Und diese Zeitung ist nun von der Schließung bedroht. Warum das schlecht für die Demokratie ist, erklärt Spiegel mit Hilfe von Michael Stoll, dem Betreiber von der Online-Zeitung “Public Press“:

“Der Tod des ‘Chronicle’ wäre eine Katastrophe”, sagt “Public Press”-Chef Stoll. Die tiefgreifenden Kontakte der Journalisten in die Machtzentren der Stadt, die Aufdeckung von Skandalen und Betrug, die umfassende Berichterstattung über die Region – das alles würde Vergangenheit sein. “Es wäre ein demokratisches Desaster.”
Ein anderes Presseorgan könnte diese Lücke auf die Schnelle nicht füllen, denn die Gratiszeitung “Examiner” hat dazu nicht die Manpower. Auch, dass die Blogosphäre das publizistische Vakuum füllen könnte, glaubt Stoll nicht. “Es ist schwer, ohne eine publizistische Marke mit Autorität die Machtzentren der Stadt zu durchdringen”, sagt er.

Gerade die Kontrolle der Politiker durch die Journalisten ist eine der wichtigsten Aufgaben der Presse in einer Demokratie und genau diese Kontrolle droht nun wegzubrechen – sofern dies nicht schon geschehen ist. Wie es z.B. der Fall ist, wenn der Inhalt einer Regionalzeitung nicht vor Ort geschrieben wird, sondern in einer Zentralredaktion. Doch wie Michael Stoll schon ausführt, dürften Blogs und andere Online-Medien kaum in der Lage sein, die Kontrolle anstelle der etablierten Presse auszuüben.
Welche Auswirkungen das letztendlich auf die Demokratie hat, ist meiner Meinung nach noch gar nicht abzusehen. Ich befürchte aber, daß es keine positiven sein werden…

P.S.: Public Press läuft übrigens auf Drupal. 😉

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