Derzeit "tobt" in der Hansestadt Rostock der Wahlkampf: am 5. Februar ist der erste Wahlgang für einen neuen Oberbürgermeister. Wird niemand der 7 Kandidaten mit absoluter Mehrheit gewählt, gibt es 14 Tage später einen zweiten Wahlgang.
Zur Wahl stellt sich auch der amtierende Oberbürgermeister Roland Methling. Seit kurzem ist er sogar auf Twitter aktiv – was aber wohl nur bis ungefähr 10 Minuten nach der Wahl anhalten wird, denn Methling ist mir nicht unbedingt dafür bekannt, daß er besonders netzaffin ist. So hat er zum Beispiel auf meine Aktion "Frag deine Politiker" auch noch nicht geantwortet.
Sicherlich ist es zu begrüßen, wenn auch Lokalpolitiker das Netz für sich entdecken, aber es ist wenig glaubhaft wenn das nur unmittelbar vor einer Wahl passiert. Die Qualität der Tweets ist dann auch eher das typische Politikgeschwafel, aber Methling bringt auch einen privaten Touch in seine Tweets. Allerdings agiert er da relativ unbeholfen und fragwürdig.
Als Beispiel soll folgender Tweet dienen:
Wir wissen jetzt also, daß Roland Methling mit seiner Enkelin in einer selbstgebauten Höhle vom Wahlkampf entspannt. Unglücklicherweise hat Methling aber nicht das Gesicht seiner Enkelin verpixelt, wie ich es im obigen Screenshot getan habe, sondern er veröffentlich Bild und Namen seiner Enkelin im Rahmen seines Wahlkampfes im Internet.
Ich weiß nicht, ob Methling vor die Enkelin bzw. deren Eltern um Erlaubnis gefragt hat, dieses Bild zu veröffentlichen, aber das spielt auch nur sekundär eine Rolle, denn die Enkelin wird kaum beurteilen können, welche Auswirkungen dieses Bild später haben könnte. Ich finde es schade, daß Herr Methling zu diesen Mitteln des Wahlkampfes greift und dabei sogar nicht davor zurückschreckt, seine Enkel zu instrumentalisieren, wie es hier den Eindruck macht.
Auch ein Oberbürgermeister sollte die informationelle Selbstbestimmung seiner Enkel respektieren und grundlegende Datenschutzpraktiken beherzigen. Insofern lade ich Herrn Methling auch gerne zum nächsten netzpolitichen Bier Rostock (turnusgemäß wieder am 14. Februar im Plan B) ein, wo wir uns gerne nochmal über die Themen soziale Netzwerk und Datenschutz unterhalten können.
Phrasendrescher-Festival
Dass der OB seine Enkelin für den Wahlkampf (mehrfach) instrumentalisiert, ist ärmlich und sicher ein Zeichen dafür, das die ganze Familie mit anpackt.
Aber diese Phrasendrescherei á la “Video ansehen! — Auftakt-Straßenwahlkampf-OB-Wahl-Rostock” und “Hansa gerettet. Bürgerschaft eingebunden und Zustimmung von allen. Das war mir sehr wichtig. Jetzt nach vorn blicken.” klingen für mich ziemlich sozial inkompetent. Und ich immer wieder das Gefühl, instrumentalisiert zu werden. Schleimig. Damit steht sie in einer Reihe mit Karina Jens (http://karina-jens.de/) mit Ihrer beeindruckende Plakatkampagne (“Konsens und Kompetenz”). Ich würde mich lieber mit guten Taten und sachlichen Aussagen beeindrucken lassen.
Die Tweets von Ronald Methling erinnern mich fatal an @mykleiminger, der bei der letzten Bundestagswahl den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst hat und am nächsten Tag konsequenter Weise das Twittern sein lassen hat. Mal sehen, ob sich auch hier die Geschichte wiederholt.
Ja, ich gehe auch davon aus,
Ja, ich gehe auch davon aus, dass der Twitter-Account ebenso wie die zahlreichen Webseiten der anderen Kandidaten ziemlich rasch nach der Wahl verwaist sein werden. Viele Politiker sehen das Netz halt immer noch als Weiterfuehrung bisheriger Holz- oder Rundfunkmedien und verkennen dabei die echten Potentiale des Netzes.
Einige wenige hingegen begreifen das Netz schon darueber hinausgehend und kommen dann z.B. auch z.B. #npbhro 🙂