Heute jährt sich ein Eriegnis globaler Auswirkung: am 11. September 2001 wurden mehrere Flugzeuge in den USA entführt. Zwei Flugzeuge flogen in die beiden Türme des World Trade Centers in New York und brachten sie letztendlich dadurch zum Einsturz. Ein Flugzeug ist in das Pentagon gesteuert worden und ein weiteres Flugzeug wurde wohl im Kampf von den Passagieren mit den Entführern vom eigentlich Plan abgebracht und stürzte daraufhin in ein Feld.
Ich kann mich noch ziemlich genau an den Tag damals erinnern:
Ich war in Hannover am arbeiten für den Animationsfilm “Back To Gaya”. Nebenbei lief wie üblich das IRC mit und auf #amigager wurde berichtet, daß wohl ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen sei. Erst habe ich dem Ganzen keine große Bedeutung beigemessen. Ich dachte an einen kleinen Sportflieger und nicht an ein Verkehrsflugzeug. Indes war die Idee eines Terroranschlags mittels eines Verkehrsflugzeugs nicht ganz neu, zumal es schon in der Vergangenheit mehrere Anschläge auf das WTC gegeben hatte, etwa in der Tiefgarage mit einer Bombe im Auto. Jedenfalls war das IRC damals das erste Medium, wo ich von den Anschläge erfahren hatte. Dort wurden auch die ersten Links zu Nachrichten darüber geteilt. Also das, was heute auf Twitter passiert.
Kurze Zeit später gab es dann auch die ersten Meldungen auf Spiegel Online und spätestens ab dem Zeitpunkt war an ein normales Arbeiten nicht mehr zu denken. Zumal dann ja auch der zweite Turm von einem Flugzeug getroffen wurde. Die Neuigkeiten machte dann auch schnell in der Firma die Runde und kurz darauf brach der erste Turm in sich zusammen. Im Erdgeschoss gab es einen Fernseher, vor dem sich viele dann versammelten. Auch der zweite Turm brach dann zusammen.
Spätestens da war mir klar: die Welt wird nicht mehr wie vorher sein!
Kurz vor dem 11. September 2001 hatte nämlich eine Untersuchung des EU-Parlaments die Existenz des US-amerikanischen Überwachungssystems Echolon bestätigt. Echolon ging schon damals jahrelang durch das Netz als weltweites Überwachungssystem, dessen Existenz lange Zeit nur vermutet worden war, aber seit der EU-Untersuchung war die Existenz quasi bewiesen. Allein das war schon eine beängstigende Vorstellung. Und nun kam nur wenige Tage später der Anschlag in den USA hinzu.
Ich kann mich noch genau daran erinnern, daß ich zu meinen Kollegen gesagt habe, daß die Amerikaner nun durchdrehen werden: sie würden Saddam Hussein beseitigen, von dem in den ersten Tagen als Urheber der Anschläge ausgegangen wurde, und sie würden die Überwachung durch Echolon ausbauen.
Wie sehr ich damit Recht behielt, wissen wir spätestens seit dem 6. Juni 2013 – der Tag an dem Edward Snowden den Reportern vom Guardian in Hong-Kong sein berühmtes Interview gab und damit die NSA-Affäre publik machte.
Somit ist heute nicht nur der 15. Jahrestag eines schrecklichen Attentats, bei dem ca. 3000 Menschen den Tod fanden, sondern es ist auch der 15. Jahrestag des Abbaus von Freiheiten und Grundrechten weltweit. In der Folgezeit wurden unzählige Überwachungsgesetze und Ermächtigungen umgesetzt, die alle ein Ziel haben: mehr Überwachung in der unbewiesenen Hoffnung, dadurch Terroranschläge in Zukunft verhindern zu können.
Inzwischen wissen wir aber durch weitere Anschläge in Paris, Belgien, Madrid und vielen weiteren Städten weltweit, daß ein mehr an Überwachung keinesfalls Terror verhindern kann. Im Gegenteil: bei etlichen Anschlägen waren die Attentäter bereits im Visier von Polizei und Geheimdiensten, konnten aber trotzdem ihre Taten umsetzen.
Warum also dann unsere Grund- und Freiheitsrechte einschränken? Es gibt weder einen vernünftigen Grund noch Beweise hierfür, daß dadurch irgendetwas verhindert wird. Aber es gibt Hinweise, daß sich unsere Gesellschaft durch diese dauerhafte und allumfassende Überwachung verändert: wir werden unfreier und angepaßter, äußern uns nur noch so, daß wir möglichst wenig anecken, um bloß nicht aufzufallen. Denn wer auffällig ist, der gerät um so schneller ins Raster der Geheimdienste und wird von diesen unbescholten überwacht.
An diesem Tag vor 15 Jahren starben nicht nur tausende unschuldige Opfer, sondern es starben auch zahlreiche Grundwerte unserer offenen Gesellschaft. Seitdem sind die Geheimdienste noch unkontrollierbarer geworden als ohnehin schon. Hier gilt es, wieder entgegen zu steuern und unsere Grundwerte wieder zurück zu erkämpfen! Von alleine bekommen wir sie jedenfalls nicht zurück.
Laßt uns in 15 Jahren auf die Zeit von 2016 bis 2031 schauen und feststellen: Ja, es war eine gute Zeit für unsere Grundrechte, denn wir haben sie uns alle zurückgeholt und dabei die Geheimdienste in die demokratischen Schranken verwiesen, wo sie hingehören!