Obama wiedergewählt

Das Fernsehen macht die Nacht über komplett eine Dauerwahlsendung, aber dennoch steht der Präsident erst früh am Morgen fest: Barack Obama wird mit den Stimmen der meisten Wahlleute (derzeit 303 von 270 benötigten) erneut zum Präsidenten der USA wiedergewählt werden. Das ist tendentiell eine gute Nachricht, aber Obama wurde offenbar nicht von der Mehrheit der US-Bürger gewählt, wie Spiegel Online im Live-Ticker verkündet: 

+++ Romneys nutzloser Vorsprung +++

[6.15 Uhr] Die meisten Stimmen bekommen und trotzdem verloren – so bitter geht die Wahl offenbar für Mitt Romney aus. Landesweit liegt der Republikaner laut CNN noch rund 50.000 Stimmen vor Wahlsieger Obama. Doch den Präsidenten wählt nun mal das Wahlmännergremium, das sich nach dem Ergebnis in den Einzelstaaten richtet. Ein Vorsprung bei der “popular vote” im gesamten Land – nutzlos.

Möglich macht dies das amerikanische Wahlsystem der Wahlleute. In diesem Fall zugunsten des demokratischen Kandidaten Obama. Das Ergebnis gefällt mir zwar, aber trotzdem halte ich das System nicht für besonders demokratisch. Eigentlich hat Obama nämlich verloren, wenn man sich die Anzahl der abgegebenen Stimmen anschaut. Dazu kommt, wie bereits gestern gebloggt, die enormen irrsinnigen Kosten des Wahlkampfes.

Nungut, Obama hat gewonnen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Wichtige Punkte aus seinem ersten Wahlkampf sind aber noch offen, z.B. die Schließung von Guantanamo. Andererseits hat er die allgemeine Krankenversicherung in den USA durchgesetzt. Allein dafür hatte sich die Wahl Obamas 2008 in der Rückschau für die Menschen gelohnt. Aber er hat noch viele Themen vor sich. Eines hat er nebenbei in seiner Rede, die derzeit noch läuft, angesprochen

Obama: “If you waited in line for a long time… By the way, we have to fix that.” Wow. That’s something.

Das ist zwar nur eine nebensächliche Kleinigkeit, aber ich kann echt nicht verstehen, wieso die Leute in den USA stundenlang anstehen müssen, um ihre Stimme abgeben zu können. Wenn man das mit Deutschland vergleicht, wo man einfach ins Wahllokal geht und das ganze vielleicht 5-10 Minuten dauert, dann kann ich schon auch verstehen, was eine Ursache für die geringe Wahlbeteiligung sein könnte. Andererseits: die Wahlbeteiligung ist in Deutschland ja auch nicht unbedingt höher.

Außerdem spricht Obama in seiner Rede auch noch den Klimawandel an und stellt diesen als große Herausforderung dar. Bleibt zu hoffen, daß dem dann auch Taten folgen und die USA sich internationalen Klimaschutzzielen künftig nicht mehr verschließt. Klimaschutz ist aber in den USA nicht besonders populär. Die Frage ist also, was sich in dieser Hinsicht von Obama umsetzen lässt.

Obama hat nun wieder vier Jahre Zeit, eine gute Politik zu machen. Eine dritte Amtszeit wird es für Obama definitiv nicht geben, so daß man leider (aus heutiger Sicht) davon ausgehen muss, daß 2016 dann die konservativen Republikaner an die Macht kommen werden.

So, und nun können wir die US-Wahl wieder abhaken und uns den Problemen im eigenen Land zuwenden…

UPDATE: die Tagesschau hat gerade um 7:30 berichtet, daß Obama nun auch bei den Popular Votes mit 50% vor Romney mit 49% liegt.

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