Fukushima – Atomunfälle sind niemals lokal begrenzt!

Nun ist es schon fast zwei Wochen her, daß es nicht nach einem Erdbeben vor der Küste Japans zu einem Tsunami kam, der katastrophale Folgen hatte, sondern auch zu einer atomaren Katastrophe sondergleichen. Vier von sechs Reaktoren in Fukushima sind beschädigt. Radioaktive Strahlung tritt spätestens seit den Explosionen in den Reaktoren 1-4 aus. Da auch vermutet wird, daß es zu einer teilweise Kernschmelze gekommen ist und zumindest der Druckbehälter von Reaktor 2 undicht zu sein scheint (Wikipedia), wird eigentlich das ganze Ausmaß der nuklearen Katastrophe erst jetzt deutlich.

Denn heute meldete unter anderem Spiegel Online, daß nicht nur immer mehr Lebensmittel radioaktiv verseucht sind, sondern auch das Trinkwasser in Tokio: 

Die radioaktive Strahlung im Trinkwasser von Tokio hat ebenfalls die Gefahrengrenze überschritten: Babys und Kleinkinder sollen deshalb kein Leitungswasser mehr trinken. Nach den gesetzlichen Vorschriften sei es derzeit nicht für die Zubereitung von Babynahrung geeignet, sagte ein Vertreter der städtischen Behörden. In einem Stadtviertel habe die gemessene Radioaktivität im Wasser mehr als das Doppelte des Grenzwertes betragen.

Im Wasser seien erhöhte Werte von 210 Becquerel pro Liter an radioaktivem Jod 131 festgestellt worden. Die Werte übertreffen nach seinen Angaben den Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilogramm, die das Gesundheitsministerium für Kleinkinder festgesetzt hat.

Von Atomkraftwerk Fukushima 1 sind es knapp 220 km bis nach Tokio und dort ist bereits jetzt das Trinkwasser verseucht!. Im Moment betrifft die Warnung zwar nur Kleinkinder und Babys, aber 210 Becquerel sind nun auch nicht so schrecklich weit von den für Erwachsene empfohlenen Grenzwerten von 300 Becquerel entfernt. Das würde bedeuten, daß ca. 40 Mio. Menschen ohne Trinkwasser sind. Und eigentlich kann man sich mit verseuchtem Trinkwasser auch nicht mehr waschen, wenn man das mal zuende denkt.

Doch wo kommt nun die Strahlung im Trinkwasser her? Über die Luft ist es sehr unwahrscheinlich, da die Windrichtung die radioaktiven Partikel hauptsächlich auf den Pazifik geweht hat. Insofern fällt auch fast die Vermutung heraus, daß es durch Niederschlag passiert sein könnte. Einzig plausibel ist für mich die Vermutung, daß es zu einer Kernschmelze in einem der Reaktoren gekommen ist und sich hoch radioaktives Material durch den Betonboden des Reaktors und das darunterliegende Erdreich in das Grundwasser durchgebrannt hat. Durch unterirdische Flüsse gelangte dann die Radioakitivität auch ins Trinkwasser von Tokio.

Ungeklärt ist in meinen Augen auch, wohin das ganze Wasser gelangt ist, daß die Wasserwerfer und Hubschrauber zur Kühlung der Reaktoren eingesetzt haben? Und was mit dem Meerwasser ist, das benutzt wurde? Ich glaube nicht, daß all das Wasser aufgefangen und sicher entsorgt wird. Es wird also in die Umwelt gelangen und dort entsprechenden Schaden anrichten. Ich jedenfalls werde in den nächsten Jahren darauf achten, daß ich keine Fische aus dem Pazifik kaufe, sondern wenn möglich aus dem Nordatlantik. Für die Japaner dürfte es aber nicht ganz so einfach sein. Letztendlich scheint deren gesamte Landwirtschaft und eben auch das Trinkwasser verstrahlt zu sein. Ein Versorgungsproblem gigantischen Ausmaßes tut sich da auf, wenn ein komplettes Volk womöglich über Jahrzehnte hinweg aus dem Ausland versorgt werden muss.

Und dennoch hören wir immer noch von Politikern, daß die deutschen Atomkraftwerke sicher seien. Bei Atomkraft geht es aber nicht um die sichere Erzeugung von Energie, was ja im Regelfall durchaus stimmen kann. Es geht um die Folgen im Unglücksfall! Und da lehrt uns Fukushima, daß die Folgen weder kalkulier- noch abschätzbar sind. Geschweige denn handhabbar! Aus diesem Grund kann es eigentlich nur eine Schlußfolgerung resultieren: die Atomkraftwerke müssen allesamt abgeschaltet werden. Und zwar weltweit! Denn eine solche Katastrophe wie in Fukushima hat eben nicht nur lokale, sondern globale Auswirkungen.

Nun wäre es aber realitätsfern, einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie zu fordern, auch wenn das sicherlich wünschenswert wäre. Das Ziel sollte dennoch sein, möglichst schnell und möglichst komplett aus der Atomenergie auszusteigen. Das heißt für mich, daß zuerst die älteren Reaktoren abgeschaltet werden müssen. Idealerweise innerhalb weniger Jahre (5-10). Und gleichzeitig müssen die erneuerbaren Energie massiv ausgebaut werden. Vor allem die Wasserkraft. Mittelfristig müssen dann auch die neueren Reaktoren abgeschaltet werden (10-15 Jahre). Und natürlich dürfen keine neuen Atommeiler mehr gebaut werden.

Wohin der ganze radioaktive Müll dann gebracht werden muss, ist ja sowieso noch immer ungeklärt. Und unter der Berücksichtigung der Endlagerung ist Atomstrom auch keineswegs mehr billig. Wer uns Bürgern die Atomenergie immer noch als sicher und billig verkaufen will, will uns entweder für dumm verkaufen oder lügt ganz einfach. Zum Glück finden dieses Jahr viele Wahlen statt und man kann dies als Anlaß nutzen, denjenigen Parteien, die glaubhaft für das Ende des Atomzeitalters plädieren, seine Stimme zu geben und damit den Wechsel einzuleiten. Aber ebenso ist es wichtig, nicht nur die politische Wahlmöglichkeit zu nutzen, sondern auch bei der Wahl des Elektrizitätsanbieters.

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2 thoughts on “Fukushima – Atomunfälle sind niemals lokal begrenzt!

  1. huhu 😉
    nur mal am rande:
    a)

    huhu 😉

    nur mal am rande:
    a) duschen mit dem wasser würde ich schon noch, nur die einnahme macht probleme.
    b) um das meerwasser würde ich mir keine sorgen machen, das war meiner information nach nicht an den brennelementen, sondern im sekundären kühlkreislauf (also um den reaktor herum). nichtstestotrotz ist es eine gute idee, frischen fisch aus ost/nordsee zu kaufen 🙂
    c) aus radioaktiven reaktoren kommt kein abfall. der kommt erst jahre bis jahrzehnte später. denn die brennelemente müssen noch lang gekühlt werden, bevor sie in castoren verpackt werden können. diese zeit musst du auch noch draufrechnen.

    liebe grüße aus berlin

    1. Naja….
      a) Duschen ist auch

      Naja….
      a) Duschen ist auch problematisch, da man ja kleine Wassertroepfchen einatmen kann. Je waermer man duscht, desto groesser das Problem.
      b) Ich bin mir nicht sicher, ob damit wirklich der sekundaere Kreislauf gemeint war, wenn die gesagt haben, dass sie mit Meerwasser kuehlen. Denn das ist ja eigentlich wohl der Regelfall. Aus welchem Grund sollte man denn sonst Kernkraftwerke in Fluss- oder Kuestennaehe bauen wollen, wenn nicht um mit dem Wasser dort kuehlen zu wollen? Die Betonung “wir kuehlen nun mit Meerwasser” und die Folgen danach (Wasserstoffexplosionen) lassen mich eher vermuten, dass die damit meinten, dass im primaeren Kuehlkreislauf Meerwasser eingesetzt wird. Eben weil dort das normale Suesswasser inzwischen verdunstet oder sonstwie abhanden gekommen ist.
      c) alles, was im Kernkraftwerk auch nur irgendwie mit Radioaktivitaet in Beruehrung gekommen ist, ist Muell. Das eine frueher, das andere spaeter. Angefangen von Schutzkleidung bis hin zum Reaktorkern selber.

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