Der Castor rollt erneut nach Lubmin

Der Castor rollt wieder. Noch heute soll er wohl aus Karlsruhe kommend am Bestimmungsort im Zwischenlager eintreffen. Und auch dieses Mal formierte sich der Protest entlang der Strecke. Wer auf dem Laufenden sein möchte, liest am besten den Castorticker per Twitter oder per Web.

Die Proteste in Mecklenburg-Vorpommern sind zwar nicht so stark wie im niedersächsischen Gorleben, aber das hat einerseits natürlich mit der langen Tradition der Proteste in Gorleben zu tun als auch mit der wirtschaftlichen Lage in Lubmin, wo die Energiewerke Nord einer der größten Arbeitgeber sind. Dennoch habe ich das Gefühl, daß auch dort die Protestbewegung immer stärker wird. 

An der starken Berichterstattung in den Medien kann es offenbar aber nicht liegen, daß ich diesen Eindruck habe. Denn sowohl auf Spiegel Online noch bei der Taz findet sich heute morgen um diese Uhrzeit das Wort "Castor" auf der Seite. Aber auf Tagesschau.de gibt es einen Artikel: 

Der Widerstand der Atomkraftgegner wird heftiger, je näher der Castor-Zug seinem Bestimmungsort in Lubmin kommt. Den Bahnhof in Stralsund hatte der Zug gegen 6.00 Uhr passiert, zwei Kilometer weiter musste der Zug stoppen, weil Demonstranten die Gleise blockierten. Derweil löst die Polizei bereits Aktionen auf der weiteren Strecke auf. So sind die Einsatzkräfte in Greifswald dabei, Atomkraftgegner von den Schienen zu entfernen. Ein weiterer, kritischer Ort ist bei Kemnitz zwischen Greifswald und Lubmin, wo eine Brücke über die Bahnstrecke verläuft. Auch dort räumt die Polizei eine Blockade. In der Nacht hatte sie mit großem Aufgebot versucht, Aktionen der Aktivisten zu verhindern beziehungsweise zu beenden. Kurz vor Rostock zum Beispiel musste die Polizei brennende Strohballen von den Schienen räumen, um die Weiterfahrt des Transports der hoch radioaktiven Brennelemente ins Zwischenlager Nord zu ermöglichen. Durch die Blockaden soll der Zug nach Schätzung der Aktivisten eine Verspätung von inzwischen fast zwei Stunden haben.

Natürlich wissen auch die Demonstranten, daß sie den Castor eigentlich nicht komplett aufhalten können. Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht eben darum, zu demonstrieren und zu protestieren, daß man diesen Atommüll nicht haben will. Nicht hier, nicht in Gorleben und nicht woanders. Man will den Atommüll überhaupt gar nicht haben, weil die "Entsorgung" über viele tausende Jahre hinweg einfach nicht sichergestellt werden kann. Wenn aber die Entsorgung nicht gewährleistet ist, darf der Müll eigentlich auch nicht anfallen. Die Atomkraftwerke müssten also konsequenterweise lieber gestern als heute abgeschaltet werden.

Dagegen steht natürlich die Atom- und Energielobby, die diesen Atomstrom als preiswert und sicher anpreist. Das stimmt aber nur insoweit, als daß die Energiewirtschaft auch gar nicht für die Entsorgung bzw. langfristige Lagerung bezahlen muss. Stattdessen tut das der Staat, also der gemeine Steuerzahler. Daß die Reaktoren sicher seien, mag vielleicht im direkten Vergleich mit dem Reaktortyp aus Tschernobyl halbwegs stimmen, doch zeigten immer neue Pannen in Atommeilern wie Krümmel in den letzten Jahren, daß es auch zu Vorfällen in deutschen Reaktoren kommt. Daß es bisher noch nicht zu einem GAU im dichtbesiedelten Deutschland/Europa gekommen ist, ist wohl eher Glückssache. Je älter aber die Reaktoren werden, desto höher wird das Risiko.

Doch unsere schwarz-gelbe Bundesregierung macht ja lieber weiterhin Klientelpolitik und hat bekanntermaßen den Atomkompromiß aufgekündigt und eine Laufzeitverlängerung beschlossen. Und deshalb sind die Proteste gegen den Castor auch so wichtig! Zum einen zeigen sie der Regierung, daß eine steigende Anzahl an Bürgern gegen dieses faule Geschäft ist, zum anderen verteuert es den Transport, wenn riesige Mengen an Polizei eingesetzt werden müssen. Kurzfristig belastet dies zwar die öffentlichen Haushalte, aber langfristig spart es natürlich ungemein an Kosten, wenn die Proteste erreichen können, daß es eben keine Castor-Transporte mehr geben muss, weil die Reaktoren alle abgeschaltet sind.

Wer übrigens die Demonstranten unterstützen will, aber vielleicht die direkte Auseinandersetzung mit der Polizei scheut, kann ja auch dadurch helfen, daß er warmes Essen oder Getränke vorbeibringt oder aber die vorübergehend in Gewahrsam Genommenen aus der Sammelstelle mit dem Auto abholt und wieder zurückfährt. Hilfe und Unterstützung ist immer willkommen!

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