Wikileaks und der Gen-Mais

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, daß ich davon überrascht wäre: Die USA setzen die EU-Staaten unter Druck, damit diese Gen-Mais anbauen. Das zumindest schreibt Spiegel heute aufgrund der von Wikileaks veröffentlichten US Botschafts-Depeschen:

Der Unmut der US-Regierung über das Zögern einiger EU-Länder, den Import und Anbau von Genmais zuzulassen, ist groß – das geht aus den von WikiLeaks veröffentlichten US-Depeschen hervor. Dem britischen "Guardian" zufolge empfahl der US-Botschafter in Paris seiner Heimatregierung in Washington, den Widerstand der "schlimmsten Übeltäter" gegen Genpflanzen zu bestrafen.

Diskutiert wurde eine "Vergeltungsliste", die Druck auf sich sträubende EU-Länder ausüben sollte, damit diese genmanipulierte Mais- und Getreidesorten auf europäischen Märkten zulassen. "Indem wir Vergeltung üben, machen wir deutlich, dass sich die EU mit ihrer Widerstandshaltung nur selbst schadet", zitiert die Zeitung aus den Dokumenten.

Frankreich hatte die amerikanische Genmaissorte MON 810 Ende 2007 verboten. Der Zeitung zufolge wandte sich der US-Botschafter in Frankreich, Craig Stapleton, wenig später an die Regierung in Washington und forderte, die EU für solchen Widerstand zu bestrafen.

MON 810 ist ein Produkt von Monsanto, also einem US-amerikanischen Unternehmen (Wikipedia). Der Wikipedia Artikel führt interessanterweise auch folgendes auf, das sich auf eben dieses Produkt MON 810 bezieht: 

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gab am 14. April 2009 bekannt, dass der Anbau des Genmaises MON810 auf deutschen Feldern nicht mehr zugelassen ist.[72] Kurz danach bestellte der Handelsvertreter der Vereinigten Staaten Ron Kirk den deutschen Botschafter Klaus Scharioth ins Ministerium ein, wo er das Missfallen der US-Regierung über das Verbot von MON810 zum Ausdruck brachte.[73] Gegen die Entscheidung protestierten außerdem zehn renommierte deutsche Wissenschaftsorganisationen (u.a. Helmholtz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft) in einer gemeinsamen Erklärung.[74]

So kann sich nun jeder selber ein Bild davon machen, wie die Lobbyarbeit der US-Wirtschaft und der US-Politik ausschaut. Das Gefühl derer, die der Meinung sind, unsere Regierung würde sich nicht mehr um die Meinung des eigentlichen Souveräns, dem Bürger, kümmern, sondern primär wirtschaftliche Interesse der Industrie vertreten, dürfte damit mit Sicherheit nicht geringer werden. Eher im Gegenteil.

Und deshalb ist es auch gut und wichtig, daß es solche Projekte wie Wikileaks gibt, die für eine Transparenz der Politik sorgt, wenn diese nicht selber bereit ist, für eine solche Transparenz zu sorgen bzw. diese zu gewährleisten. Was aber noch wichtiger als Wikileaks oder ähnliche Projekte ist: die Whistleblower, die solche Informationen an das Licht der Öffentlichkeit zerren. In diesem Sinne sollte man sich als mündiger Bürger bei den Politikern dafür einsetzen, daß es einen gesetzlichen Schutz von Whistleblowern geben wird. Die nächsten 7 Landtagswahlen sind dafür sicherlich eine gute Gelegenheit.

 

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