Deutschland droht Abstufung

Tjanun! Auf mich hört ja mal wieder niemand! Jetzt haben wir den Schlamassel! 😉 Denn schon am 12. Juli hatte ich geschrieben, daß es nichts bringt, immer mehr Geld in die Finanzkrise zu stecken, wenn man nicht auch an den grundlegenden Problemen arbeitet. Und dazu gehören nun auch einmal die Rating-Agenturen, denen im Rahmen von Basel-II zuviel Macht gegeben wurde (Kreditausfallrisiken). Und was ist nun? Wie gestern abend die Tagesthemen berichtet und kurz darauf auch bei Spiegel Online nachzulesen ist, senkt die Rating-Agentur Standard&Poors die Aussichten für die Euro-Zone auf Negativ. Damit ist also auch Deutschland innerhalb der nächsten 90 Tage von einer Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit bedroht:

S&P droht der Bundesrepublik mit dem Verlust der besten Bonitätsnote AAA. Auch 14 andere Euro-Länder sind betroffen, darunter Frankreich, Finnland, die Niederlande, Österreich und Luxemburg – die bislang mit dem höchsten Rating versehen sind, die Bestnote angesichts der sich weiter verschärfenden Euro-Schuldenkrise in den kommenden 90 Tagen aber verlieren könnten. Die Länder werden auf eine Liste mit negativem Ausblick für die Bewertung ihrer Staatsanleihen gesetzt (auf Englisch: "creditwatch negative").

S&P begründete den Schritt am späten Montagabend damit, dass die Probleme in der Eurozone in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht hätten, das die Zone als Ganzes unter Druck setze. Die Ratingagentur nannte auch das ihrer Meinung nach unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Politiker als Grund für den Schritt.

Damit ist im Prinzip das eingetreten, was ich schon vor längerer Zeit befürchtet habe: die Griechenland- und damit auch Euro-Krise reißt nun auch andere Länder mit in den Strudel. Die einzigen, die sich daran dumm und dusselig verdienen, sind die Banken oder der Finanzsektor an sich. Anstatt einzelnen notleidenden Banken zu retten, geht man mit dem Gießkannenprinzip umher und verteilt großzügig Steuergeschenke, die gar nicht dem notleidenden Staat zu Gute kommen, sondern von diesem umgehend zur Tilgung der Schulden an die Banken fließen. Doch wer Kredite vergibt, muß auch das Ausfallrisiko tragen, also die Banken selber. Notfalls muss man auch mal die eine oder andere Bank pleite gehen lassen. Ist halt dann so.

Doch was nun mutmaßlich mit Deutschland geschieht, konnte man ja auch schon bei anderen Ländern sehen: die Rating-Agenturen spielen ihre Macht aus und stufen die Kreditwürdigkeit anderer Länder herab, diese müssen nun zu mehr Zinsen Kredite lösen und die Banken verdienen sich eine goldene Nase an den höheren Zinsen, weil die Staaten immer mehr Kredite aufnehmen müssen, um die Krise nach ihrem altbekannten Schema F in den vermeintlichen Griff zu bekommen. Und dabei verschlimmern sie die ganze Sache noch.

Richtig wäre es, endlich, endlich mal den Finanzsektor zu regelmentieren und an die Kandarre zu nehmen, wie es uns schon bei der Lehman-Krise versprochen wurde. Passiert ist natürlich nichts. Aber vielleicht liegt ja auch ein bißchen Hoffnung in der Tatsache, daß nun auch Deutschland seine Bestnote bei den Rating-Agenturen verliert, daß die Damen und Herren Politiker nun endlich aufwachen und erkennen, daß sie nicht so weitermachen können wie bisher.

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