Griechenland: Ja! zu einem demokratischen Nein!

So. Der Herr Papendreou, seines Zeichens Regierungschef in Athen, also Griechenland, will nun plötzlich eine Volksabstimmung bzw. ein Referendum über den Rettungsplan der EU. Und die EU regt sich da nun maßlos drüber auf. Das würde die gesamte Rettung Griechenlands in Frage stellen und bei einem Nein wäre das Land sofort pleite, weil dann keine Gelder aus dem Rettungsfond mehr fließen könnten.

Dabei ist die Idee eines Referendums die einzig richtige Herangehensweise. Die Sparpläne betreffen das Volk und derzeit spart sich Griechenland eher zu Tode als daß es von den Geldern aus dem Rettungsschirm profitiert. Bereits Mitte September habe ich eine Volksabstimmung in Griechenland gefordert. Papandreou scheint mein Blog zu lesen! 

Aber Spaß beiseite. Auch der Spiegel hat einen interessanten Kommentar von Sven Böll: 

Man muss das gleich zu Beginn sagen: Die Griechen sollen zur Abwechslung mal wieder selbst entscheiden, wie es mit ihrem Land weitergeht – und mit ihnen.

Damit wäre ja eigentlich alles schon gesagt. Das Volk soll entscheiden. Die Grundidee der Demokratie wird im Land des Wortgebers (griechisch: Δημοκρατία) und Vorreiters (Attische Demokratie) wieder aufgegriffen und, nunja, gelebt. Zumindest wenn man das nun so heroisch ausdrücken will. Was also regen sich die anderen Regierungen nun auf, daß Griechenland, ganz demokratisch, seine Bürger befragen will? Eigentlich sollte doch jedes Land die Werte der Demokratie hochhalten und respektieren. Die Aufregung spiegelt also gewissermaßen auch eine Art Demokratie-Unverständnis der Regierenden wider. Das ist an und für sich genommen schon irgendwie bedenklich. 

Böll schließt mit: 

Zumindest hat es jeder Grieche selbst in der Hand und kann nicht mehr auf die Regierung schimpfen, die sich dem internationalen Diktat beugt. Und selbst wenn die Griechen am Ende nein sagen und das Land im Extremfall die Euro-Zone verlässt, scheinen die Konsequenzen weniger brenzlig als noch vor einem Jahr. 

Das Hauptproblem bei einer Rückkehr zur nationalen Währung besteht darin, dass die Drachme massiv an Wert verlieren wird. Weil die Schulden aber weiterhin in Euro bestehen, müsste die Regierung immer mehr Drachmen aufwenden, um die Euro-Schulden zu bezahlen. Sie wäre rasch bankrott.

Deshalb würde es vorher wohl zu einem noch radikaleren Schuldenschnitt kommen. Dann müssten auch die staatlichen Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Schließlich lagern immer mehr griechische Verbindlichkeiten bei der EZB und den anderen Euro-Ländern. Zu diesem Verzicht käme es wohl auch bei einem Verbleib Griechenlands in der Währungsunion. Nur eben später statt früher.

So gesehen wäre es eigentlich mehr als sinnvoll, wenn die Griechen in ihrem Referendum für den Ausstieg aus der Euro-Zone votieren würden. So wie das auch Island nach der Lehman-Krise getan hat. Das würde einen klaren, zwar harten, aber letztendlich auch unausweichlichen Schnitt bedeuten. Und die Gefahr, daß auch andere Länder unter ihrer Schuldenlast zusammenbrechen, scheint mir nicht geringer zu werden, je mehr diese Länder sich an einem immer größer werdenden Rettungsschirm beteiligen müssen. Das gilt auch für die Bundesrepublik Deutschland. Auch Bürgschaften, bei denen erst einmal kein Geld fließt, sind eine Art von Verschuldung, weil immer die Gefahr existiert, daß diese Bürgschaft fällig wird. Auch Deutschland kann nicht unbedingt eine Schuldenlast von über 200 Mrd. Euro auf einmal wuppen. Und es ist fraglich, ob es bei diesem Rahmen bleiben wird. Bisher kennt die Größe des Rettungsschirms ja nur eine Richtung: nach oben.

Deshalb bin ich eher geneigt, das Thema Griechenland-Krise in dem Sinne abzuschließen, daß die Griechen bei einem baldigen Votum mit "Nein" stimmen, Griechenland dann eben erklärt, daß es die Schulden eben nicht mehr zurückzahlt (radikaler Schuldenschnitt von 90-100%) und man dann an den Neuanfang herangeht. Ob nun mit Euro oder mit Drachme ist mir dann letztendlich egal.

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3 thoughts on “Griechenland: Ja! zu einem demokratischen Nein!

  1. Hallo!!!
    Schuld ist weder

    Hallo!!!

    Schuld ist weder Papandreou noch die Banker — sondern jeder einzelne Konsument, der eine Aktie bei der HRE oder ein Bankkonto bei der Deutschen Bank hat!

    Früher gab es keine Banken (Parasiten), sondern nur den Sparstrumpf (und der war ziemlich sicher).

    Schuld ist also wie immer der nicht mündige Konsument, der leider nur poppen kann (in unseren Breitengraden meist ohne Kinder) und sich dafür interessiert, wie er aus Geld Geld machen kann…

    Der Idiot namens Immanuel Kant hat leider nur den mündigen Bürger gefordert, statt den mündigen Konsumenten… Die Zeche zahlen nun die einzigen Intelligenten (die es nicht mehr gibt).

  2. Die Wahrheit ist härter als Eure Vermutungen…
    ” Premierminister Papandreou scheint in einen schier unglaublichen Skandal verwickelt zu sein. Über Umwege sind diese Credit Default Swaps in den Besitz seiner Familie und seines Freundeskreises geraten – und angesichts des tatsächlich drohenden Staatsbankrotts mittlerweile etwa 23 Milliarden Euro wert.” Zitatende

    Auf Deutsch: Papandreou hat gegen das eigene Land gewettet, als er bemerkte, dass Griechenland Pleite ist.

    Unsere Regierungschefs in Europa sind alle vom gleichen Kaliber:
    das Schaffott läßt grüßen.

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