Tepco – die etwas andere Katastrophe

Nun sind es schon fast drei Wochen seit dem Erdbeben, dem Tsunami und dem GAU in Fukushima und noch immer eiern sowohl der Betreiber Tepco als auch die japanische Regierung herum und rücken scheinbar nicht mit der vollen Wahrheit heraus. Der Betreiber eiert wohl herum, weil er lieber nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe öffentlich machen will, da das ja nicht gut fürs Image und/oder den Aktienkurs sein könnte. Die Regierung eiert vermutlich herum, weil sie nicht die entsprechenden Infos von Tepco bekommt. So ist jedenfalls mein Eindruck.

Und scheinbar ist das auch der Eindruck, den die japanische Regierung hat. Denn es gibt schon Meldungen, daß Tepco verstaatlicht werden soll. Allerdings aus anderen Gründen: 

In Regierungskreisen wird nun eine Verstaatlichung des Betreibers der Atomruine erwogen. Das sei eine Option, sagte der Minister für Sonderaufgaben, Koichiro Gemba, laut der Nachrichtenagentur Kyodo. Hintergrund ist, dass auf Tepco gewaltige Entschädigungszahlungen an die Opfer zukommen dürften.

Demnach scheint es in Japan mit der Haftung von Kernkraftwerken auch nicht besser zu sein als in Deutschland, wo die Betreiber bis maximal 2.5 Mrd. Euro haften müssen. Die Summe ist bei einem GAU natürlich schnell erreicht. Die Verstaatlichung lastet also der Allgemeinheit die Kosten des Betreibers auf. Die bisherigen Gewinne sind natürlich alle privat abgeschöpft worden. Logisch.

Aber allein schon aus anderen Gründen würde eine Verstaatlichung der Kernkraftwerke im Allgemeinen für mich Sinn machen: private Betreiber tendieren per se dazu, eben nicht alles offen zu legen, sondern versuchen naturgemäß erst einmal selber, das Problem in den Griff zu bekommen. Bei einem GAU sind aber alle betroffen und somit außerhalb des eigentlichen Verantwortungsbereiches der Betreiberfirma. Das heißt Warnungen und Evakuierungen werden erst dann durchgeführt, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt, nicht wenn es sinnvoll ist.

Eine Verstaatlichung würde (hoffentlich) ein verantwortungsvolleres Handeln anstelle eines privatwirtschatlich gelenkten Handelns nach sich ziehen. Der Staat, wenn er nicht total ignorant ist, sollte erkennen, daß es für ihn billiger ist, die Menschen frühzeitig zu evakuieren, als jahrzehntelang die Folgen von Verstrahlungen behandeln zu müssen.

Aber auch in anderer Hinsicht ist der GAU von Fukushima auch ein GAU für den Betreiber und auch dem Hightechland Japan: betrachtet man die Hilflosigkeit und die Aktionen, um die Pumpen wieder in Betrieb zu nehmen, erscheint es fraglich, ob Japan überhaupt in der Lage ist, Atomkraftwerke betreiben zu können. Es hat ja nun fast 2 Wochen gedauert, bis im Kraftwerk wieder Strom verfügbar war. Und ständig heißt es, daß die Arbeiten unterbrochen werden mussten, weil die Strahlung zu hoch sei.

Japan gilt für gewöhnlich als das Land der Roboter, aber in Fukushima scheinen keine eingesetzt zu werden. Stattdessen kam vorhin im Radio die Meldung, daß die USA einen Container mit Robotern schicken, die für den Einsatzzweck in verstrahlten Umgebungen ausgerüstet sind. Da fragt man sich: wieso hat Japan solche Roboter nicht selber? Und wieso schicken die Amerikaner die Roboter erst jetzt los?

Auch wenn nach Fukushima nicht alle Atomkraftwerke sofort stillgelegt werden können, so muss eigentlich im Nachgang die logische Konsequenz sein, daß entweder die Betreiber unbegrenzt für Unfälle in Atomkraftwerken haften müssen, was aber den Betrieb an sich unrentabel machen würde, oder aber die Atomkraftwerke müssten umgehend verstaatlicht werden, da die finanzielle Last in Fall eines GAUs eh von der Allgemeinheit getragen werden muss (ebenso die Kosten für die Endlagerung).
Außerdem müssen überregionale und internationale Rettungsmittel zur Verfügung stehen. Nicht erst Wochen nach dem Unglück, sondern unmittelbar, das heißt innerhalb von wenigen Stunden. Auch dies wird die Kosten der Kernenergie in die Höhe treiben, denn der Atomstrom ist nur deshalb so billig, weil gar nicht alle Kosten auf den Strompreis umgelegt werden.

Die Politik ist also aufgerufen, unabhängig von der schnellen Stillegung von Atommeilern auch die Sicherheit für den Rest der Kraftwerke sicher zu stellen und sich nicht auf Beteuerungen der privatwirtschaftlich orientierten Betreiber zu verlassen. Konsequenterweise sollte man aber nicht nur die Atomenergie neu ordnen, sondern auch, wie die Ölkatastrophe im Golf von Mexico gezeigt hat, auch andere Energiefelder. Ingo Arzt hat bei taz.de einen entsprechenden lesenswerten Kommentar geschrieben. Und fefe hat letztens auf eine interessante Sendung auf Arte verlinkt (Youtube Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4), die auch thematisiert, was sich ändert, wenn ein Atomkraftwerksbetreiber privatisiert wird:

Uncategorized