Wen-waehlen.de – Zusammenfassung auf Odem

Auch wenn das einige vielleicht bei Netzpolitik.org gelesen haben, will ich trotzdem an dieser Stelle nochmal auf den Artikel bei freitag.de hinweisen, in dem ein Insider aus der SPD-Wahlkampfzentrale, häufig aus irgendwelchen Gründen als “Nordkurve” referenziert, berichtet:

Ein bisschen Web 2.0 gibt es aber genauso wenig wie ein bisschen schwanger. Wenn man sich für das Leben entscheidet, muss man Kontrollverlust in Kauf nehmen. Das Netz bewahrt jede Äußerung dauerhaft und sichtbar auf, und andererseits ist das Tempo um ein Vielfaches höher als bei den klassischen Kanälen politischer Kommunikation. Wer nicht schnell agiert und reagiert, kann seine Botschaft rasch massenhaft ins Gegenteil verkehrt sehen. Entsprechend entzieht sich dieses Mitmachnetz der klassischen Parteienhierarchie. Ehe Kajo Wasserhövel in der Nordkurve auch nur einen Blick auf den Entwurf eines Video-Treatments, eines Kommentarvorschlags oder einer Gegenmeldung werfen könnte, kann die Gelegenheit schon vorbei sein, die aktuelle Debatte im Netz zu beeinflussen. Wer hier kein Frühwarnsystem hat und nicht delegieren kann, verliert Schlagkraft – und zeigt sich web-untauglich. Ich bin gespannt, wie die SPD, wie die Wahlkampfleitung damit umgehen wird. Wie ernst nimmt die SPD den Bürger als Dialogpartner, als Produzenten von Inhalten, Ideengeber, konstruktiven Kritiker in diesem Superwahljahr 2009? Bekommen wir unser Web-Superwahljahr? Oder wird der immer wieder beschworene „Dialog“ in erster Linie ein Selbstgespräch.

[…]

So vieles wäre möglich: Ich stelle mir eine Community-Seite vor, ein Kampagnen-Portal, das allen offen steht, das unsere Anhänger zum Mitmachen einlädt, das ihnen die Möglichkeit eröffnet, zu geben und das ihnen auch zurückgibt: „jedem nach seinen vernunftgemäßen Bedürfnissen“, wie es schon im Gothaer Programm von 1875 heißt – und jeder nach seinen Fähigkeiten? Die SPD entscheidet sich anders. Zuviel Community, zuviel Offenheit erscheint den Genossen offenbar als zu riskant. Man hat ja schon die Presse nicht unter Kontrolle, wie soll man da das wilde, freie Leben all der Blogger und Checker und Twitterer und Chatter im Netz im Griff haben?

Tja, es ist ja nun nichts Neues, daß der Online-Wahlkampf der großen Parteien nicht an den Erfolg des großen Vorbilds Obama anknüpfen kann. Nichts desto trotz ist der Artikel schön zu lesen, da er einen interessanten Einblick hinter die Kulissen zumindest der SPD-Wahlkampfzentrale bietet. Ich nehme mal an, daß es bei der CDU nicht anders ausschauen wird. 😉

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