Schottland bleibt (erstmal) britisch

Gestern haben die Schotten über ihre Unabhängigkeit abgestimmt. Zum Schluß sah es so aus, als wenn die Befürworter der Unabhängigkeit die Abstimmung gewinnen könnten, aber heute morgen sagen die Hochrechnungen, dass die Mehrheit mit ca. 54% für einen Verbleib im Vereinten Königreich von Großbritannien gestimmt haben.

Die Schotten sind in ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit nicht allein: Wallonen, Basken, Katalanen, Nord-Iren, Sardinier, Korsen, Südtiroler haben ebenfalls starke Unabhängigkeitsbestrebungen. Häufig wird das als problematisch gesehen, speziell für Europa. Allerdings glaube ich eher, daß sich die Nationalstaatsidee durch Europa überholt hat und wir mit einem Europa der Regionen auf dem Weg zu einem vereinten Europa der Menschen unterwegs sind. Es besteht eben nicht mehr die große Notwendigkeit, einen starken Nationalstaat zu haben, eben weil Europa so erfolgreich ist. Es braucht eben nicht mehr dieses militärisches/politisches Konstrukt Nationalstaat mehr, weil ein Großteil davon, was einen solchen Nationalstaat ausmacht, bereits die EU übernommen hat. Dadurch, daß die Regionen unabhängig werden wollen, stärken sie – meiner Meinung nach – den europäischen Gedanken, da ich mir nicht vorstellen kann, daß ein unabhängiges Schottland eben nicht Mitglied der EU sein würde. Eine unabhängige Region müsste ebenso wie der bisherige Nationalstaat auch in den europäischen Gremien vertreten sein. Dies stärkt die politischen Möglichkeiten der jeweiligen Region innerhalb der EU in gewisser Weise; hierdurch kann die Region in den für sie wichtigen Themenbereichen sich stärker engagieren.

Ich denke, wir werden in den nächsten Jahrzehnten noch mehr Unabhängigkeitsbestrebungen sehen. Manche werden erfolgreich sein, manche wiederum nicht. Aber der europäischen Idee schaden sie meinem Meinung nach nicht, sondern sind vielmehr Ausdruck von dieser.

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