Wir, der Generationenkonflikt

Ob #zensursula, Vorratsdatenspeicherung, ACTA oder PNR: irgendwie offenbaren alle diese Vorhaben eine grundlegende Kluft zwischen der Generation, die die Gesetze macht, und der, die es betrifft, also den Jüngeren, die viel mit dem Internet zu tun haben bzw. damit aufgewachsen sind. Der polnische Dichter Piotr Czerski hat einen tollen Artikel “Wir, die Netz-Kinder” in der Zeit geschrieben und sich dieses Themas angenommen: 

Das Internet ist für uns keine Technologie, deren Beherrschung wir erlernen mussten und die wir irgendwie verinnerlicht haben. Das Netz ist ein fortlaufender Prozess, der sich vor unseren Augen beständig verändert, mit uns und durch uns. Technologien entstehen und verschwinden in unserem Umfeld, Websites werden gebaut, sie erblühen und vergehen, aber das Netz bleibt bestehen, denn wir sind das Netz; wir, die wir darüber in einer Art kommunizieren, die uns ganz natürlich erscheint, intensiver und effizienter als je zuvor in der Geschichte der Menschheit.

Allein dieser Absatz beschreibt schon äußerst zutreffend das grundlegende Problem. Das Internet ist kein Raum oder eine Parallelwelt zu der analogen Welt, sondern es ist einfach da und durchdringt alle Bereiche des Lebens. Es ist allumfassend. Es ist ein Medium. Und es ändert das Leben derer, die sich darauf einlassen, ebenfalls so grundlegend wie es die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert getan hat.

Czerski bringt es dann auch auf den Punkt: 

Was uns am wichtigsten ist, ist Freiheit. Redefreiheit, freier Zugang zu Informationen und zu Kultur. Wir glauben, das Internet ist dank dieser Freiheit zu dem geworden, was es ist, und wir glauben, dass es unsere Pflicht ist, diese Freiheit zu verteidigen. Das schulden wir den kommenden Generationen, so wie wir es ihnen schulden, die Umwelt zu schützen.

Vielleicht haben wir noch keinen Namen dafür, vielleicht sind wir uns dessen noch nicht vollständig bewusst, aber wahrscheinlich ist das, was wir wollen, eine wahre und tatsächliche Demokratie. Eine Demokratie, wie sie sich vielleicht nicht einmal eure Journalisten erträumt haben.

Freier Zugang zu Wissen ist nahezu genauso wichtig wie freier Zugang zu Wasser. Während Letzteres das Leben an sich gewährleistet, sorgt Ersteres dafür, daß die Menschen eine Perspektive haben und sich entwickeln können. Sie wollen partizipieren, auch bei der politischen Willensbildung. Deshalb sind Gesetzesvorhaben und Verträge, die im Geheimen von Wenigen entworfen werden, auch nicht mehr zeitgemäß. Die Menschen wollen das mitgestalten, was sie selber betrifft. Weil sie es nun können. Weil ein freies Internet dies alles ermöglicht.

Klare Leseempfehlung für den Artikel von Piotr Czerski!

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