Der neue Hype: Google+

Seit letzter Woche wird ja wieder eine neue Sau durchs Internetdorf getrieben. Dieses mal handelt es sich um den Hype namens Google+, also Googles Versuch, eine Social Media Plattform aufzustellen und damit Facebook Paroli zu bieten. Und sie scheinen durchaus Potential zu haben. Jedenfalls äußern sich einige geschätzte Blogger-Kollegen sehr lobend über Google+. Martin Haase freut sich vor allem über einen Multipoint Videochat in Google+ und die Möglichkeit, verschiedene Kreise/Circles von Bekannten zu definieren: 

  • Der eingebaute Videokonferenzdienst „Hangout“ ist so ziemlich der erste schmerzfreie Dienst seiner Art. Ich habe mal an einer Seminarsitzung über Skype teilgenommen, weil eine Gastdozentin in der Vulkanasche steckengeblieben war, und das war seinerzeit (so lange ist es ja noch nicht her) richtig anstrengend. Mehrfach brach die Verbindung zusammen oder stockte zumindest. Eine Diskussion war praktisch nicht möglich, weil dann immer die Kamera geschwenkt werden musste, von den Lautstärkeschwankungen und Störgeräuschen ganz zu schweigen! Mit Hangout geht das ganz leicht – wie ich bereits testen konnte.
  • Die eigentliche Neuerung, die wirklich revolutionär ist, sind die Kreise: Man entscheidet damit, wer was von einem wissen darf. Das klingt jetzt eher banal, aber (außer bei Diaspora) wurde diese nahe liegende Idee bisher nicht verwirklicht (bei Diaspora auch nicht so konsequent): Ich kann für alle meine Inhalte (nicht nur für meine Buzzes und Fotos, sondern auch für Profildaten usw.) genau bestimmen, wer was sehen darf. So kann ich mit Freunden, Bekannten, Kollegen jeweils getrennt kommunizieren und Daten austauschen. Ein Kontakt erfährt nur, dass er bei mir in einem Kreis ist, weiß aber nicht in welchem. Ich kann dabei auch Kreise anlegen wie „Unsympathen“ oder „Mimosen“, die ich ggf. mit gewissen Inhalten verschone, oder auch „sehr gute Freunde“, die dann andere Kontaktdaten und Informationen über mich bekommen als „Geschäftspartner“. Das ist schon sehr gut durchdacht. Damit dürften die Rufe nach einem Digitalradierer bald etwas leiser werden.

Gute, einfach zu bedienende und effektive Privacy-Einstellungen sind eine Grundvoraussetzung für Social Media Seiten, wie ich finde. Und da patzt Facebook ja permanent. Aber auch Xing ist da nicht so, wie ich es mir wünschen würde. Kris hingegen, auf den auch Martin sich bezieht, sieht allerdings auch etwas Wildwuchs auf Seiten von Google Diensten: 

Leider hat Google jetzt mindestens vier zueinander inkompatible Chatmethoden: Google Talk, den Chat in Hangouts, die überaus überflüssige und ärgerliche Huddle Funktion, die nur im Android Client von G+ geht und auf der Site nicht zur Verfügung steht (dort bietet man ein modifiziertes und zu Huddle inkompatibles Google Talk an) und den Chat an der Seite von Google Docs – und manche mögen Wave noch als fünfte Chatmethode dazu rechnen. Hier ist dringend einmal ein Durchgang mit einer gut geschärften Machete notwendig, um den Wildwuchs zu beseitigen.

Ansonsten sieht er bei der Integration von weiteren Google-Diensten durchaus noch Potential und er geht, wie Martin auch, auf den Datenschutz-Aspekt ein. Zunächst Kris: 

Generell scheinen Benutzer mehr Vertrauen in die Fairneß und sinnvollen Datenschutz bei Google zu haben. Das ist offenbar nicht ganz unbegründet, wie dieser Artikel nach Analyse der Nutzungsbedingungen und Privacy Policy meint. Auch kann man über die Exportfunktionen leicht an seine Daten kommen.

Und Martin: 

Selbstverständlich wäre eine verteilte Lösung besser, in der jeder seinen eigenen Google+-Server haben könnte, aber bis Google+ zu einer freien und verteilten Plattform wird, dürfte noch einige Zeit vergehen: Die Verknüpfung aller über Google+ ausgetauschten Informationen und das kollaborative Bewerten von Inhalten ist natürlich ein enormes Kapital für Google. Hier liegt auch die Gefahr: Google wird nach und nach Informations- und Kommunikationsmonopolist (noch mehr als es schon ein solcher ist).

Und in der Tat halte ich Google im Vergleich zu Facebook für deutlich besser und zuverlässiger, was den Schutz meiner Daten anbelangt. Allerdings wird auch Google meine Daten gnadenlos zu Geld machen und ich sträube mich dagegen, mehr als unbedingt notwendig Google von mir zu verraten. Und daß ich jegliches Monopol für äußerst schädlich betrachte, sollte ja auch kein Geheimnis sein, weswegen ich eine Zerschlagung von Google in Suchmaschine, Webapps, Werbeanbieter und Handyanbieter auch befürworte.

Es ist nicht so, daß es mich nicht auch in den Fingern jucken würde, Google+ auszuprobieren. Einige der Features sind durchaus cool, wenn man das mal so sagen mag. Aber ich bin mir durchaus bewußt, daß es das nicht zum Nulltarif geben wird: die Aufgabe meiner Privatsphäre gegenüber Google ist der Preis dafür.

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