Wie es besser geht: Bürgerbeteiligung Kirchenplatz Warnemünde

Letztens hatte ich sowohl bei mir im Blog als auch bei stadtgestalten.org auf die komische Umfrage der Stadt zur Neugestaltung des Kirchenplatzes in Warnemünde hingewiesen. Kurzum: das Konzept einer Umfrage per PDF, das man sich ausdrucken, ausfüllen und dann an die Stadt per Mail oder Post zurückschicken muss, trägt natürlich nicht unbedingt dazu bei, die Anwohner zu einer uebermäßigen Beteiligung zu motivieren.

Nun hat Lars von systemausfall.org, durch meinen Beitrag bei stadtgestalten.org aufgeschreckt, sich der Sache mal angenommen und in ein paar Stunden das PDF zu einer Online-Befragung umgebaut. Auf stadtgestalten.org hat er auch nochmal einen Artikel dazu geschrieben und die Umfrage bei stadtgestalten.org verlinkt. Im Wesentlichen hat er die Fragen und Felder eins zu eins aus dem PDF übernommen und als HTML-Formular umgestrickt. Dann nimmt er das ganze her, um damit das PDF zu erstellen und an die Stadt zu schicken.

Lars rechnet auch hübsch vor, daß es der Stadt mit der Umfrage in dieser Art und Weise nicht sonderlich ernst gewesen sein kann, da die Auswertung so immens viel Zeit verbraucht, daß die Stadt eigentlich nur von sehr wenigen Einsendungen ausgegangen sein kann: 

Wobei die Erwartung einer geringen Resonanz seitens der Anwohner wiederum erklärt, warum ein solch umständliches Verfahren gewählt werden konnte. Denn schließlich stellt die Auswertung von Brief-Sendungen (die ebenfalls als mögliche Kommunikationsform angegeben wurden) im Falle relevanter Rücklaufzahlen ein erhebliches Aufwandsproblem dar. Spontan kann ich mir auch gerade nicht vorstellen, dass die Stadt komplexe Systeme (z.B. das proprietäre Adobe Lifecycle) verwendet, um die eingesandten Formulare automatisiert auszuwerten.

Im Falle einer manuellen Auswertung ist wohl mit mehreren Minuten (vielleicht 10?) Arbeitsaufwand pro eingesandter Bürgereingabe zu rechnen. Bei nur 1000 empfangenen Eingaben entspräche dies 10000 Minuten, also etwa einem Monat Arbeit für eine 40-Stunden-Stelle.

Soweit ich inzwischen mitbekommen habe, soll zwar die Umfrage auch in den lokalen Printmedien mal erwähnt worden sein, aber wer geht dann schon hin, nachdem er den Artikel auf Papier gelesen hat, und tippt im Zweifel eine lange URL ein oder begibt sich auf die Suche auf der Webseite der Stadt Rostock? Wohl nahezu niemand.

Die Umfrage von Lars eignet sich hingegen sehr gut, um per Mail, Twitter, Facebook, Google+ und Blogs weiterverbreitet zu werden. Natuerlich nur an Bürger Rostocks, damit sich die Stadt nachher nicht herausreden kann, dass die Umfrage mißbraucht worden ist. 

 

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2 thoughts on “Wie es besser geht: Bürgerbeteiligung Kirchenplatz Warnemünde

  1. Papier und die Sphäre
    Schön, dass das Thema ausgelöst durch deine Artikel nun zwischen stadtgestalten.org und deinem Blog hin und her wandert. Das kann der Sache (breite Bürgerbeteiligung) nur gut tun!

    Bezüglich der Berichterstattung zum Thema durch die Printmedien habe ich während einer kurzen Suche im Netz nach den relevanten Stichworten (Bürgerbeteiligung, Kirchenplatz, Warnemünde) keine Ergebnisse in den Webseiten der gedruckten Blätter finden können. Aber du hast schon Recht: auch wenn es dort einen Artikel gegeben hätte, dann wäre der/die LeserIn spätestens beim Eintippen der URL gescheitert, da das CMS des Stadtverwaltung leider keine ansehnlich druckreifen Links herausgeben möchte. Die fehlende Erwähnung im Städtischen Anzeiger lässt sich dagegen wohl nur durch die reichlich absurde Situation erklären, dass die Stadt den Druck ihres amtlichen Mitteilungsblattes aus der Hand gegeben hat und somit für jeden eigenen Inhalt zahlen muss.

    Dein Hinweis auf die sozialen Medien ist auf jeden Fall wichtig: ohne eine gute (und schnelle) Verbreitung des Themas wird es wohl in den verbleibenden sieben Tagen keine relevante Nutzung dieser alternativen Eingabemöglichkeit geben. Aber vielleicht schaffen wir es ja, das Amt für Stadtplanung in diesem Fall mit einer guten Bürgerbeteiligung zu überrollen/überraschen und somit bei den relevanten Personen positive neue Sichtweisen auf die Möglichkeiten von Beteiligungsverfahren auszulösen. Ich bin gespannt!

  2. Kurzumfrage in drei Minuten – weniger als 48 Stunden verbleiben
    Hier noch ein kurzer Nachtrag zur Sache: http://stadtgestalten.org/node/1419. In Kürze: bisher gab es nur wenige, die den langen Fragebogen der Stadt komplett ausgefüllt haben. Daher gibt es jetzt auch eine Kurz-Version des Fragebogens (http://stadtgestalten.org/umfrage/kirchenplatz2012/ – dauert nur drei Minuten). Hoffentlich können wir das gewollte Scheitern der Stadt exemplarisch verhindern! (Freitag um Mitternacht läuft die Frist ab)

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