#0zapftis und die Monokultur der Computer

Samstag abend platzt ja die Bombe: der CCC ging mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit, daß ein staatlicher Trojaner zur Quellen-TKÜV analysiert worden ist und dabei ziemliche Mißstände entdeckt wurden. Bei dem analysierten Programm handelt es sich um eine Windows-Datei. Sascha Lobo witzelte dann auch prompt über eine Mac-Version des Trojaners. Aber die Frage ist durchaus berechtigt: ist der Trojaner auf Windows beschränkt oder gibt es auch andere Varianten, etwa für Mac oder gar auch für Linux?

Bei gut über 85%, vermutlich sogar über 90% der Rechnern handelt es sich wohl um PCs mit Intel-kompatibler x86-Architektur, auf denen Windows läuft. Das macht es den Behörden natürlich einfach, Programme für die überwiegend große Mehrheit zu schreiben, eben etwa einen fast überall lauffähigen Trojaner. Und das ist, meiner Meinung nach, ein Teil des Problems. Die Diversität der Rechner-Landschaft ist nicht mehr gegeben, wie sie noch vor 10-20 Jahren, also einer Ewigkeit in der IT-Branche, üblich war.

Damals, seit Anfang der 80er, gab es Ataris wie die XL 600, den Commodore C64, Plus4, C16, C128, den Sinclair ZX Spectrum und auch den Apple ][. Auch gab es schon bald die ersten IBM-kompatiblen PCs mit 8088 bzw. 8086 CPU. Später kamen dann mit dem Apple Macintosh, dem Atari ST und dem AMIGA 500 die ersten Heimcomputer auf, die eine grafische Benutzeroberfläche hatten und damit dem PC um viele Jahre voraus waren. All diese Computer waren unterschiedlich: die hatten unterschiedliche CPUs, sie hatten unterschiedliche Betriebssysteme und unterschiedliche Fähigkeiten. Programme für all diese unterschiedlichen Rechner zu entwickeln, war sehr aufwendig, was wohl auch ein Grund dafür war, daß sich der PC durchsetzen konnte und so sehr von den Herstellern gemocht wurde.

Die Kehrseite sieht man aber jetzt: im Prinzip herrscht eine Monokultur im Computermarkt. Seitdem auch Apple der PowerPC-Architektur den Rücken gekehrt hat, verfügen eigentlich alle verkauften Rechner nur noch über Intel-kompatible Prozessoren. Lediglich beim Betriebssystem gibt es noch die minimale Auswahl zwischen Microsofts Windows, Apples Mac OSX oder dem freien Betriebssystem Linux, das aber seit Jahren daran krankt, nicht als echte Alternative für den normalen Nutzer zu gelten, weil es unter dem Nimbus leidet, schwierig zu installieren und administrieren zu sein.

Das macht es den Behörden natürlich einfach, ebenso wie den Herstellern von Bürosoftware, Überwachungssoftware vorzuhalten, die auf faktisch allen Computern laufen kann. Eine Diversität der Architekturen und Betriebssysteme gibt es nicht mehr. Das ist schade und vielleicht auch kritisch für unseren Datenschutz.

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3 thoughts on “#0zapftis und die Monokultur der Computer

  1. Volle Zustimmung
    Das gesamte Malwareproblem ist ein Monokultur-Problem – und folgt 1:1 den beobachteten Entwicklungen in der Landwirtschaft bei Monokulturen!

    Dummerweise gibt’s halt viel zuviele Weizen-verarbeitende Betriebe, die’s toll finden, wenn der Bauer nur Weizen anbaut, weil sie dann nur eine Produktionslinie brauchen, um ein Produkt daraus herzustellen – und die Leute wollen auch nur Weizen essen – primär deswegen, weil sie nix anderes kennen!… Das ist der traurige Unterschied zur Landwirtschaft und zum Essen….

    Als Zeichen gegen die Monokultur werd ich jetzt noch das neueste Ubuntu-Linux 11.10 zusätzlich zu Win7 und OSX 10.6 auf mein neues Lenovo G560 Hackbook installieren… 😉 Während mein treuer alter Quad G5 einfach nicht kaputtgehen will, hehe! Und nicht die Hoffnung aufgeben, mal sehen, was aus der ganzen ARM-Geschichte wird….

    1. Ich hab auch noch zwei
      Ich hab auch noch zwei PowerPC G4 und mehrere m68k zu Hause, dazu noch Sparc und Mips. Mit Linux alles kein Problem.

      Allerdings moechte ich auch nochmal betonen, dass ich die Diversitaet nicht als solches als Sicherheitsfeature (security by obscurity) ansehe, sondern eher in der Hinsicht, dass es dadurch fuer die Firmen schwieriger/teuerer und auch unattraktiver wird, entsprechende Trojaner zu entwickeln.

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